12.08.2024

105 Jahre Bauhaus und das „Filet des Baumes“:
Eine Hommage an die ästhetische Vielfalt

Bonn. Etwas Neues kommt in die Welt, indem man etwas Altes neu macht. Dieses war die Grundidee des Bauhauses. 1919 vom Architekten Walter Gropius in Weimar gegründet und 1933 von den Nazis verboten, hat die kurze Zeit des staatlichen Bauhauses bis heute einen großen Einfluss auf die Architektur von Häusern und die Gestaltung von Möbeln und Einrichtungsgegenständen. Heute weiß man, dass es den Erfindern der Bauhaus-Bewegung zunächst um den Prozess der Entwicklung und dann um das Endergebnis der Gestaltung ging. Daher wurden von der Idee bis zur Umsetzung und Produktion immer die verschiedenen Disziplinen gleichwertig miteinander verbunden. Architekten entwickelten zusammen mit Schreinern und Malern Grundrisse genauso wie Künstler mit Schmuckdesignern und Textilspezialisten Möbel entwarfen. Diese Herangehensweise zur Gestaltung von Häusern, Wohnungen, Möbeln und Einrichtungsgegenständen war einzigartig und ist Bauhaus.

Dabei gab es keinen einheitlichen Bauhaus-Stil. Motiviert wurden all die gestalterischen Ideen vom inneren Aufstand gegen das Konventionelle und Althergebrachte, das Alte. Es ging um Opposition: vom gestalterischen Ablauf bis hin zum Produkt. Gemeinsam ist dem typischen Bauhaus-Design vor allem der Sprung in die Moderne. Und das nicht ohne Grund: Die Vorjahre waren im Möbeldesign von piefiger Bürgerlichkeit, vom Biedermeier und kurz zuvor vom romantisch-verspielten Jugendstil geprägt. Auch die damalige Architektur war kleinbürgerlich und eng und bediente sich keinen greifbaren oder nur traditionellen Stilelementen. Aus der Sicht der jungen Bauhausbewegung passte all das nicht mehr gut in die moderner werdende Zeit.

Europa und auch Deutschland erlebten vor rund 100 Jahren eine Aufbruchstimmung in allen gesellschaftlichen Kreisen und starke Verschiebungen in den wirtschaftlich erfolgreicher werdenden Bereichen. Industrieprodukte wie Automobile oder die Serienfertigung von Möbeln wurden wichtiger. Maschinen und Fließbänder prägten Produktionsprozesse. Letztendlich industrialisierte sich die gesamte ehemals handwerkliche Wertschöpfung. Die Bauhausbewegung entwickelte dafür die gestalterische Antwort einer einfachen Funktionalität und sah in ihr auch eine echte Chance für erschwingliche Bau- und Möbelkosten für alle Bevölkerungsschichten.

Architektur und Design wurden geometrisch vereinfacht. Verspieltes wurde abgelehnt und Überflüssiges reduziert. Die neue Eleganz lag in der einfachen Form. Das Bauhaus-Rezept erbrachte daher vorwiegend nüchterne Entwürfe, die damals revolutionär gewirkt haben müssen und heute noch als „Klassiker“ gelten. Bauhaus war aber eine Lebenseinstellung der Freiheit und mehr als ein bestimmter Stil. Allerdings werden manche Stilelemente bis heute mit dem Bauhaus identifiziert. Der daher sogenannte Bauhausstil ist heute vor allem in der zeitgenössischen Architektur beliebt, etwas weniger im Möbeldesign. Hier erobert eher die Nachkriegsgemütlichkeit der 1960er Jahre - mit Coffee-Table und Monstera - seit einigen Jahren die Wohnzimmer. Ursprüngliche Bauhausmöbel gelten immer noch als Ikonen und sind für eine kleine aber stabil nachwachsende Zielgruppe weiterhin attraktiv.
Möbelklassiker von Designern wie Le Corbusier, Gerrit Rietveld, Eileen Gray, Mart Stam, oder den Architekten Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und Marcel Breuer werden bis heute produziert. Sie gelten als zeitlos, sind immer in, obwohl sie nie richtig out waren. Auffällig ist, dass diese Ikonen in allen möbelproduzierenden Ländern oft als Grundlage für neue Entwürfe herangezogen oder sogar ziemlich ähnlich nachgebaut werden. Eine so große und seit über 100 Jahren kontinuierliche Nachahmung, erreicht sonst keine bekannte Stilrichtung.

Besonders stilgebend insbesondere in der Bauhaus-Ära war und ist Holz, auch wenn es lange Zeit eher ein Massenprodukt war. Das Naturmaterial macht als Grundlage für zeitlose Designobjekte - seien es nun Kleinode, Möbel oder ganze Gebäude - seit jeher von sich reden. Besonders sein Furnier wurde in den Möbelwerkstätten des Bauhauses gerne eingesetzt. So zum Beispiel als Oberfläche für Sitzschalen aus Sperrholz, für Oberflächen von Tischlerplatten, für Tischplatten und Regalböden oder für Zimmertüren. Es gehörte allerdings damals zu den traditionellen Materialien, das in einer Zeit, als Ressourcenverbrauch noch kein Thema war, in großen Mengen verfügbar war. „Sein zeitgemäßes Verständnis, als dünnes, individuelles und sparsames Rohmaterial, war noch nicht entwickelt. Die heutigen Möglichkeiten, das ‚Filet des Baumes‘ herzustellen, zu veredeln, zu lackieren, zu bedrucken, mit anderen Naturmaterialien wie Wolle zu kombinieren, waren damals noch nicht erfunden“, so Ursula Geismann, Geschäftsführerin der Initiative Furnier + Natur (IFN) und Trendanalystin in Designfragen. Heute erlebe das Material eine Renaissance. „Ideen von damals werden wieder aufgegriffen und Klassiker wiederbelebt. Es gibt aber auch Designer, die einen ganz anderen Weg einschlagen: Den Trend weg vom Althergebrachten, wenn man an Bankkarten, Sonnenbrillen oder Trinkbecher denkt, die Plastik ersetzen. Oder an den immer stärker werdenden Wunsch, die schönen und natürlichen Eigenschaften von Massivholz in einer dünnen und stabilen Form ressourcenschonend und damit klimaschützend zu bewahren“, erläutert Geismann und ergänzt: „Die Architekten, Innenausbauer und Tischler des Bauhauses hätten heute mehr denn je ihre wahre Freude an Furnier. Es ist unkonventionell und wirklich etwas Neues.“ IFN/UG

Initiative Furnier + Natur (IFN)
Die Initiative Furnier + Natur (IFN) e.V. wurde 1996 von der deutschen Furnierwirtschaft und ihren Partnern gegründet. Heute wird sie von europäischen Unternehmen aus der Furnierindustrie, dem Handel und der furnierverarbeitenden Industrie sowie Fachverbänden der Holzwirtschaft getragen. Ziel des Vereins ist die Förderung des natürlichen Werkstoff-Allrounders Furnier.

Weitere Informationen über die IFN unter:

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Bild 1: Die heute wieder aufgelegten Möbel aus der Bauhauszeit passen in jedes Ambiente. Walter Gropius Sofas und Marcel Breuers Regalsystem mit amerikanischem Nussbaumfurnier, kombiniert mit dem neuen im Bauhausstil produzierten Konsolenwagen, lassen die Einrichtung wertig aber nicht erschlagend erscheinen. Foto: www.tecta.de

Bild 2: Bauhausklassiker sind bis heute gleichgeblieben, auch wenn sie - wie hier nach einem Entwurf von Eileen Gray - in Schwarz weiterentwickelt wurden. Foto: ClassiCon authorised by The World Licence Holder Aram Designs Ltd., Fotograf: Daniel Breidt. www.classicon.com

Bild 3: Bis heute favorisierter Bauhausklassiker: der „Bibendum Armchair“ von Eileen Gray aus dem Jahre 1929 mit seinen typischen runden Wülsten in weißem Leder. Foto: ClassiCon authorised by The World Licence Holder Aram Designs Ltd., www.classicon.com

12. August 2024

Initiative Furnier + Natur e.V. - Bonner Talweg 84 - D-53113 Bonn - m +49 171 1783 444 www.furnier.de - www.veneer.eu - presse@furnier.de



Bild 1: Die heute wieder aufgelegten Möbel aus der Bauhauszeit passen in jedes Ambiente. Walter Gropius Sofas und Marcel Breuers Regalsystem mit amerikanischem Nussbaumfurnier, kombiniert mit dem neuen im Bauhausstil produzierten Konsolenwagen, lassen die Einrichtung wertig aber nicht erschlagend erscheinen. Foto: www.tecta.de


Bild 2: Bauhausklassiker sind bis heute gleichgeblieben, auch wenn sie - wie hier nach einem Entwurf von Eileen Gray - in Schwarz weiterentwickelt wurden. Foto: ClassiCon authorised by The World Licence Holder Aram Designs Ltd., Fotograf: Daniel Breidt. www.classicon.com


Bild 3: Bis heute favorisierter Bauhausklassiker: der „Bibendum Armchair“ von Eileen Gray aus dem Jahre 1929 mit seinen typischen runden Wülsten in weißem Leder. Foto: ClassiCon authorised by The World Licence Holder Aram Designs Ltd., www.classicon.com