Handwerkskunst trifft auf Trendsport
Rasante Fahrten übers Wasser voller Aktion und Spaß – das zeichnet die neu Trendsportart Kiteboarden aus. Auf einem Brett stehend wird der Kiteboarder von einem Lenkdrachen (eng. „Kite“) übers Wasser gezogen. Obwohl die Ursprünge des Kiteboardens (zu deutsch „Lenkdrachensegelns“) bis ins frühe 19. Jahrhundert zurückgehen, hat sich Kiteboarden erst in den letzten zehn Jahren zum Massensport entwickelt. Weltweit gibt es schon über 500.000 Kiteboarder.
Kitebaords können auch ohne Drachen auf Wakeboardanlagen genutzt werden. Anstatt von einem Drachen wird der Kiteboarder von einer Seilwinde übers Wasser gezogen. Häufig gibt es auf den Wakeboardanlagen auch Sprungschanzen, wo geübte Fahrer atemberaubende, akrobatische Sprünge oder gar Loopings vollführen können.
Mancher Kiteboarder ist aber nicht nur ein passionierter Wassersurfer, sondern auch ein leidenschaftlicher Tüftler, der sein Board selbst anfertigt. Selbstgebaute Kitebaords bestehen häufig aus sehr dünnen Holzschichten (Furnieren). Werden mehrere Furnierarten, beispielsweise helle und dunkle Furnierarten, mit einander kombiniert, lassen sich Bretter mit einem einzigartigen Look kreieren.
Das erste eigene Board zu bauen, ist nicht ganz einfach. Aber mit professioneller Unterstützung und in einer Gruppe wird der Bau des Kiteboards zu einem echten Erlebnis.
Seit 2008 bietet Achim Allrich, Ausbildungsleiter bei der Handwerkskammer zu Köln, mit dem „Projekt Kiteboard“ jungen Nachwuchshandwerkern die Möglichkeit, ihr eigenes Kiteboard zu produzieren und design.
Begründet hat Allrich den Workshop gleichermaßen aus seiner Passion für den Werkstoff Furnier und fürs Kiteboardbauen. Am Ende jedes Lehrgangs steht der Praxistest. Dann treffen sich alle Teilnehmer mit ihren Kiteboards an einer Wakeboardanlage in der Nähe von Köln zum Wassersurfen.
DESIGNER
Achim Allrich
Kiteboards: Furnier auf Pappelsperrholz verleimt, individuell airbrushed und lackiert. Ein Projekt der Handwerkskammer Köln für wassersportbegeisterte Tischler der Mittelstufe im Kammerbezirk Köln.
Mit dem Begriff „Kiteboarding“ kann bestimmt nicht jeder etwas anfangen. Stellen Sie uns diese neue Sportart doch bitte kurz vor.
Kitesurfen, auch Kiteboarden oder Lenkdrachensegeln, ist ein relativ junger Trendsport, der aus dem Powerkiten entstanden ist. Beim Kitesurfen steht der Sportler auf einem Board, das Ähnlichkeit mit einem kleinen Surfbrett oder Wakeboard aufweist, und wird von einem Lenkdrachen (engl. kite) – auch Windschirm oder Schirm genannt – über das Wasser gezogen. Die Vorbewegung ist damit mit dem Surfen mit Windantrieb vergleichbar.
Im Allgemeinen bauen Tischler-Azubis in ihrer Ausbildung Schränke, Stühle oder Regale. Sie bieten den Azubis in Ihrem Projekt die Möglichkeit, ein eigenes Kiteboard zu bauen. Wie sind Sie auf die Idee zu dem Workshop gekommen?
Ich habe vor Jahren selbst zu dem Sport gefunden, habe selbst ein Kiteboard gebaut und war dann so begeistert, dass ich mir gedacht habe: Die Begeisterung für Kiteboards muss ich teilen. Also habe ich meinen Azubis diesen Workshop angeboten. Das Projekt ist eingeschlagen und seitdem können wir uns vor Nachfrage nicht mehr retten.
Wie haben sich denn die Boards heute beim Praxistext in der Wasserskianlage Langenfeld gemacht? Waren alle Boards wassertauglich?
Voll wassertauglich! (lach). Nach einigen Jahren hat man halt den Dreh raus, was es zu beachten gibt, um ein gutes Kiteboard anzufertigen …
… dann erzählen Sie doch mal. Wie fertigt man ein gutes Kiteboard?
Ein gutes Kiteboard baut man aus leichten Hölzern. Es sollte möglichst sehr elastisch sein, also nicht leicht brechen. Natürlich sollte es handwerklich auch sauber verarbeitet sein.
Kiteboards bestehen im Kern immer aus Holz. Welche Holzarten sind denn für Kiteboards besonders geeignet?
Am besten geeignet ist Pappel, also ein heimisches Holz. Sie ist ein sehr elastisch und sehr leicht.
Apropos Holz! Was fasziniert Sie an dem Werkstoff Holz?
Als Tischler fasziniert mich am Werkstoff Holz vor allem, dass Holz warm ist und lebt und irgendwie ist Holz immer wieder anders.
Sie machen das Projekt nun schon zum sechsten Mal und das Ganze findet am Wochenende statt. Fürstlich belohnt werden Sie doch dafür nicht! Was bewegt Sie, mehrere Wochenenden für das Projekt zu „opfern“?
Einmal mit meinen Auszubildenden aus dem Alltäglichen ausbrechen. Gemeinsam das Projekt Kiteboard mit den technischen Herausforderungen eines Sportgeräts zu meistern, und dabei den Werkstoff Holz auf einer ungewohnten Weise einsetzten.
Die Begeisterung und die Leidenschaft solch ein Kiteboard herzustellen und auf dem Wasser zu beherrschen, teilen wir untereinander und dies treibt uns für weitere Projekte mit neuen Azubis an.
Am Ende des Projekts steht der Praxistest. Wie machen sich denn die Azubis so auf dem Wasser? Sicherlich Sie ein paar nette Anekdoten auf Lager?
Viele Azubis betreiben Boardsportarten wie Snowboard, Skateboard oder kommen vom Wellenreiten oder vom Windsurfen in den Workshop. Daher beherrschen sie nach ein paar Versuchen ihr Board schon richtig gut. Ein Schüler gestand mir bei seinem ersten Versuch hätte er ganz schön Angst gehabt, mit seinem Board ins Wasser zu stürzen. Daraufhin meinte ich, das wäre nicht weiter schlimm, denn das Ufer könnte man mit ein paar Schwimmzügen erreichen. Genau da lag aber das Problem. Er konnte gar nicht schwimmen.