Ein elegantes Furnierbild auf einem schönen Möbel ist kein Zufall, denn nach dem dafür verwendeten Furnierbaum wurde zuvor wie nach der berühmten Nadel im Heuhaufen gesucht: Insgesamt können nur rund 200 Holzarten für die Herstellung von Furnier verwendet werden – bei rund 40.000 Holzarten weltweit.
Und nur wenige bergen im Inneren die edlen Strukturen, die für Furnier benötigt werden. Für das Erkennen des Potentials eines Baumes ist jahrelange Erfahrung notwendig. Man muss dafür quasi mit Röntgenaugen in den Stamm hineinschauen können.
Nur Experten, die sich lange Zeit mit der individuellen Optik und den daraus abzuleitenden Eigenschaften von Bäumen beschäftigt haben, können die „inneren Werte“ des Holzes erkennen. Dabei muss auch überlegt werden, für welches Furnierbild sich die einzelnen Abschnitte eines Baumes am besten eignen könnten. Daraus ergibt sich ein Gesamtbild, auf dessen Basis die Entscheidung für oder gegen einen Baum gefällt wird.
Nach Auswahl des Baumes und dem Transport zum heimischen Unternehmen wird festgelegt, wie dick das Furnier werden soll. Jetzt muss entschieden werden, ob es geschält oder gemessert wird – und auch hier gibt es wieder die unterschiedlichsten Methoden, die letztendlich entscheidend sind für das spätere Aussehen des Besten des Baumes. Am Ende dieses Auswahlprozesses steht mit feinem Furnier ein Naturprodukt mit interessantem Oberflächenmuster, das in seiner Vielfalt und Farbgebung einzigartig ist.
Anschließend werden mit dem Furnier die unterschiedlichsten Produkte veredelt. Dazu zählen zum Beispiel Klaviere oder Konzertflügel, der Innenbereich von hochwertigen Automobilen, Flugzeugen und Schiffen, das Interieur von Wohnungen und Häusern oder schicke Designer-Möbel.
Furnier verleiht aber auch Lautsprechern für den High-End-Liebhaber, Zimmertüren oder in kleinerem Maßstab einem mit Furnier-Intarsien ausgelegtes Backgammon-Spiel, einem Mousepad oder neuerdings auch einem Smartphone-Hülle einen einzigartigen Look.
DESIGNER
Sarah Maier
Aus Wohnen und Arbeiten ein besonderes Erlebnis machen, nach sinnvollen und zeitlosen Lösungen suchen: Das ist die große Leidenschaft und die Kunst von Sarah Maier.
www.sarahmaier.de
Ihre Firma ist 104 Jahre alt. Von Ihrem Großvater gegründet, leiten Sie das Unternehmen bereits in der vierten Generation. Empfinden Sie dies manchmal auch als Bürde?
Eine Familientradition ist immer Freude und Last, Chance und Begrenzung zu gleich. Gesegnet ist, wer in diesem Dualismus Inspiration und Innovation leben kann.
Mit Ihrer Sarah Maier collection vereinen Sie bedingungslos gut gebrauchbares Design mit hochwertiger Qualität und immer in Verbindung mit Furnier. Bei Ihrem jüngsten Möbel verwenden Sie Poison Wood. Woher kommt die Inspiration für ein solches Möbel?
Im Falle meines jüngsten Möbels, das Highboard in Poison Wood, kam die Inspiration definitiv vom Furnier. Dieses war so aufregend und raumbeanspruchend, das ich einen freistehenden Raumteiler mit aufrichtbarer Oberfläche ersonnen habe.
Aber Ihre ganz große Passion gilt doch dem Furnier. Woher kommt die Faszination? Und was genau fasziniert Sie am Furnier?
Wenn Sie einen Baum aufsägen, sieht jedes Holz anders aus. Charakterreiche Kernhölzer finden Sie niemals zwei Mal identisch. Von daher trägt das Gestalten mit außergewöhnlichen Furnieren auch eine endgültige Komponente: Es gibt keine zweite Chance, und auch keine Duplikate.
Wie läuft es eigentlich ab? Bauen Sie zuerst ein Möbelstück und suchen dann das passende Furnier? Oder inspiriert Sie das Furnier zum Möbelbau?
Beides kommt vor. Wenn ich für Kunden arbeite, lerne ich den Menschen kennen und kann dann auch genau eine Holzsorte empfehlen, die zu ihm oder der Familie, der Firma passt. Nicht jedes Möbel findet in Furnier seine optimale Oberfläche. Oft kombiniere ich auch Lack, Stein und viel Farbe mit ein bisschen Furnier.
Und wenn Sie dann eine Idee haben. Wie lange dauert es von der Idee bis zum fertigen Möbelstück?
Das ist so eine Sache mit der Kreativität! Wenn ich bereit bin, passiert es im Moment, in dem die Tinte das Papier berührt. Aber bereit sein, ist nicht immer einfach (lacht herzlich).
Vertreiben Sie Ihre Möbelstücke nur in Deutschland oder haben Sie auch Kunden im Ausland?
Gerade die Laptop Tower oder der Küchenblock in Nussbaum mit magentafarbener Arbeitsplatte sind auch in USA sehr beliebt. Ich hoffe, dass ich bald auch Kundenkreise in Russland und China erschließen kann.
Mal ganz ehrlich. Tut es Ihnen manchmal richtig weh, wenn Sie ein besonders tolles Möbelstück fertiggestellt haben und es dann „abgeben müssen“.
(Überlegt). Eigentlich - nein. Meine größte Freude ist ja die Freude der Menschen, die damit leben. Und könnte ich die Stücke nicht weitergeben, könnte ich ja keine neuen produzieren.
Und zum Schluss: Wie sieht es eigentlich bei Ihnen daheim aus? Haben Sie auch gekaufte Möbel oder kommen bei Ihnen nur selbstgefertigte Möbel ins Haus?
Ich habe natürlich viele festeingebaute Dinge aus meiner eigenen Schreinerei zuhause, vor allem Stauraum (kann ich übrigens nur wärmstens empfehlen, das macht es ungemein leichter, ästhetisch zu wohnen). Ich lebe auch mit ein paar Möbeln, die z. B. mein Vater gestaltet hat und ein paar wenige meines Urgroßvaters. Dennoch liebe ich auch das ein oder andere Designerstück anderer Firmen, vor allem wenn sie aus anderen Handwerken kommen, wie Metallbau, Steinmetz etc.
Was ich allerdings immer wieder mal versucht habe und jedes Mal daran scheitere: Von Vormietern oder Freunden übernommene Billigmöbel, das ertrage ich nur für ganz kurze Zeit. Ich brauche hohe Qualität um mich herum, sonst lebe ich lieber weiter aus der Kiste.